„Ich habe keine Zeit“ „Ich fühle mich ausgebrannt, erschöpft und müde“

„Ich habe keine Zeit“ „Ich fühle mich ausgebrannt, erschöpft und müde“

Die meisten Menschen haben einen festen Tagesrhythmus: morgens ins Büro, abends nach Hause – im Schichtdienst oder Bereitschaftsdienst ist die Zeitstruktur noch etwas engmaschiger. In unserer Freizeit haben wir das Bedürfnis Freunde zu treffen, Zeit mit der Familie zu verbringen oder unseren Hobbys nachzugehen. Dabei soll auch noch Platz für Alltagsarbeiten wie Haushalt, Reparaturen, Organisatorischen, Krankenbesuche etc. bleiben. Unser Zeitkontingent verringert sich von Aufgabe zu Aufgabe, oft sind wir uns dessen nicht bewusst, da wir noch einigermaßen gesund sind und gut funktionieren.

Doch mit dem Umstand der kleiner werdenden Zeitreserven beginnt sich analog der Stresslevel kontinuierlich zu erhöhen. Es muss sich nicht immer gleich ein Burnout Syndrom oder eine depressive Phase in unser Leben schleichen, es gibt Anzeichen auf die wir aber achten sollten. Wer kennt folgende Situation? Eine Freundin ruft an und sagt den Termin ab, wir sind nicht traurig, sondern freuen uns darüber. Aber warum freuen wir uns darüber? Es liegt daran, dass wir wahrscheinlich bereits überlastet sind, überfüllt mit Aufgaben. Die Absage bringt Erleichterung und die Hoffnung, dass auch mal Zeit für uns selber übrigbleibt. Endlich können wir mal früh ins Bett gehen oder noch ein Buch lesen

Warum haben wir so wenig Zeit? Oft liegt es daran, dass wir unser Leben auf Basis einer To-do-Liste planen. Anstatt uns zu fragen, wie wir unsere Freizeit verbringen wollen, verplanen wir unsere ganze Woche mit irgendwelchen Dingen, packen alles Mögliche rein. 

Wir unterschätzen, wie viel Zeit wir eigentlich für uns selber brauchen, um uns zu regenerieren. Wenn wir zum Beispiel abends mit einem Freund was trinken gehen, brauchen wir am nächsten Tag Zeit, das Gespräch, das wir mit ihm geführt haben, zu reflektieren und zu verarbeiten. Damit das gelingen kann, benötigen wir Phasen der Passivität. Wenn wir heute bei WhatsApp mit tendenziell 20 Leuten gleichermaßen in Kontakt sind, dann ist das eine Aufgabe, die für unser Zeitmanagement herausfordert ist. 

Es gibt keine allgemeine Regel sich die Zeit gut einzuteilen. Man sollte sich selbst fragen, wie es einem selbst eigentlich geht. Es gibt verschiedene Techniken, wie man sein momentanes Befinden herausfinden kann. Welche Methode jemand dazu verwendet sollte jeder individuell überlegen. Eine Möglichkeit möchte ich hier kurz vorstellen: Man stellt sich vor, die Psyche ist ein dunkler Raum, Sie haben also keine Ahnung, wie es darin aussieht. Und jetzt stellen Sie sich vor, in dem dunkeln Raum wird plötzlich ein Vorhang geöffnet, nur für kurze Zeit, erleuchtet ein heller Sonnenstrahl diesen Raum. Spüren Sie in sich hinein und versuchen Sie an drei Befindlichkeits-Adjektiven festzumachen wie sie sich gerade fühlen. Hier einige von Befindlichkeits-Adjektiven, welche sich zum Beispiel zeigen könnten: „ausgeglichen, niedergeschlagen, ruhig, ärgerlich, lustig, unruhig, geduldig, durcheinander, erleichtert, nervös, erfreut, erschöpft, aktiv, müde, glücklich, usw“.

Bei mehrmaliger Durchführung kann die Übung dazu beitragen einen Draht zu sich selber zu finden, sich besser kennen zu lernen, seine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, wie zum Beispiel, dass man einmal in der Woche Yoga oder Qigong praktizieren möchte, um sich auszuspannen – das Fitnessstudio zu besuchen um seinen Körper in Schuss zu halten, laufen zu gehen, mit dem Hund ausgedehnte Spaziergänge zu unternehmen, die Katze zu streicheln oder Zeit mit der Familie bei einem Spieleabend zu verbringen, usw. 

Es kann durchaus von Vorteil sein, eventuell den berühmten Schritt zurück zu machen, bevor die Wochenplanung beginnt. Sich zuerst zu überlegen was für einen im Leben wichtig ist, welche Bedürfnisse man hat? Es gibt Menschen, für die ihre Familie oder die Haustiere das Wichtigste sind, andere stellen ihre Arbeit an erster Stelle, manchen bedeutet es sehr viel, ihre Freundschaften gut zu pflegen. Einen Tag auf der Couch vor dem Fernseher zu verbringen, kann auch mal ganz entspannend wirken. Eine äußerst wichtige Frage ist: Bei welchen Menschen fühle ich mich wohl? Bei welchen nicht? Erst geht es darum zu schauen, was tut mir gut und was nicht! Wenn einem das soziale Netz, in dem man sich bewegt guttut, dann hat man schon viel für seine Gesundheit getan. Erst wenn sich Klarheit einstellt, was Ihnen wichtig und angenehm ist, ist es möglich die Woche so zu planen, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit einen   eine glückliche Woche wird.

Bei der Planung kann es sich günstig auswirken, der Frage nachzugehen, wie man sein Leben führen kann, damit man eine gute Balance findet. Das bedeutet, dass jeder Termin den man vereinbart, in dieses Gesamtkonzept passen sollte. Nicht günstig wäre zum Beispiel zu sagen, am Montag laufen zu gehen, am Mittwoch ins Fitness Studio, dazwischen plant man andere Dinge ein. Damit wäre der Terminkalender wieder voll und man ist wieder mit dem gleichen Problem wie am Anfang konfrontiert. Wenn es möglich ist, sollten immer Freiräume eingeplant werden, die den Vorteil haben, dass Zeit zur Verfügung steht um kurzfristig entstandene Bedürfnisse befriedigen zu können – das ist Qualität im Leben.

 

Wie kann die Psychotherapie in solchen Situationen helfen? Es geht in der Psychotherapie auch darum, zu schauen, was tut einem gut und was nicht, welche Bedürfnisse haben sie eigentlich, wie geht es ihnen? Diese Bedürfnisse können unter den vielen alltäglichen Aufgaben, etwas zugedeckt sein, sodass man sie vielleicht nicht gleich entdecken kann. Psychotherapie kann ihnen dabei helfen, sich selber gut kennen zu lernen, um in weiterer Folge gut auf sich schauen zu können. Ein gutes Leben mit Qualität zu führen, das wäre doch ein schönes Ziel.

EXZESSIVE HANDY BZW. SMARTPHONE NUTZUNG – SUCHT ODER TEIL DER JUGENDKULTUR UND IDENTITÄT?

EXZESSIVE HANDY BZW. SMARTPHONE NUTZUNG - SUCHT ODER TEIL DER JUGENDKULTUR UND IDENTITÄT?

Viele werden diese Szene kennen „Leg endlich das Ding weg!“ – Antwort: „gleich“ – derzeit wahrscheinlich einer der meistgebrauchtesten Sätze in Familien. Manchmal enden solche Szenen leider in gegenseitigen Vorwürfen, Streit und mitunter auch in Zerwürfnissen. Diese leidvollen Erfahrungen unter den Beteiligten können in weiterer Folge zu andauernden Disharmonien und noch mehr Rückzug innerhalb der Familie führen.

Der Kampf ums Smartphone, das endlich mal weggelegt werden sollte, beansprucht viel Raum und Zeit in der Familie. Die Eltern haben das Gefühl, dass ihre Kinder ständig abwesend sind, befürchten einen Kontrollverlust, da sie nicht genau wissen, was da digital eigentlich wirklich abläuft, oder befürchten sogar eine Suchtverhalten ihrer Kinder. Auch schulische Misserfolge werden als Ursache auf eine exzessive Smartphone Nutzung zurückgeführt. Die Kinder wiederum fühlen sich durch die oftmals vorwurfsvolle Kritik bezüglich des Handy-Nutzungsverhaltens in ihrer Autonomie eingeschränkt und empfinden es als mangelnden Vertrauensbeweis – die „uncoolen“ Eltern nerven sie, da sie ohnedies alles unter Kontrolle hätten. Das Smartphone ist nicht nur Kommunikationsmittel, sondern ein Teil der Jugendkultur – auch ein Medium zur Selbstdarstellung: Coole Cover und Hüllen, individuelle Klingeltöne vermitteln ein Stück weit Identität.

Den Satz „mein Kind ist Handy süchtig“ höre ich sehr oft im therapeutischen Alltag – Eltern machen sich einfach Sorgen um ihre Kinder.

Aber was ist Sucht? Wenn sich zwei Freunde an einem regnerischen Tag die Zeit mit mehreren Stunden Computerspielen vertreiben? Oder die Präsenz in sozialen Netzwerken wie zum Beispiel Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat, WhatsApp, führen ebenso zu vermehrter Smartphone Nutzung, da die Erreichbarkeit zur Angewohnheit geworden ist.

Gehen die jungen Menschen noch anderen Interessen bzw. Hobbys nach, werden regelmäßig soziale Aktivitäten unternommen und ein adäquater Freundeskreis vorhanden ist, kann man noch nicht von Sucht sprechen. Jedoch besteht die Gefahr, dass durch die ständige Präsenz in sozialen Netzwerken das Alleinsein verlernt wird. Die jungen Menschen halten sich am Smartphone fest und müssen nicht mehr über sich selber nachdenken.

Kritisch wird es, wenn sich die jungen Menschen aus der realen sozialen Welt zurückziehen, um dem exzessiven Computersielen bzw. der Smartphone Nutzung nachgehen zu können – Freunde, Familie, Schule, Beruf werden vernachlässigt, trotz der negativen Konsequenzen wird weitergespielt.

Auf Betreiben der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wurde die Computerspielsucht am 18. Juni 2018 offiziell als Krankheit „Gaming disorder“ in die 11. Auflage der „Internationalen Klassifikation von Krankheiten“ (ICD) aufgenommen.

Wie kann die Psychotherapie in solchen Situationen helfen? Es geht in der Psychotherapie auch darum, den Jugendlichen und Eltern diese Konfliktzustände bewusstzumachen und neue Handlungsalternativen, Rollen, im Umgang mit der Problematik zu entwickeln. Atmosphärische Störungen innerhalb der Familie können sich dadurch auflösen, damit sich der Raum für ein herzliches aufeinander zugehen wieder entfalten kann. In der Psychotherapie sollte auch ein vorliegendes Suchtpotential abgeklärt werden, das in weitere Folge auf Wunsch psychotherapeutisch behandelt werden kann.

Verwendete Literatur:

Yazdi, K. (2013). Junkies wie wir (3 Ausg.). Wien: Edition a.

Exzessive Handy bzw. Smartphone Nutzung – Sucht oder Teil der Jugendkultur und Identität?

Exzessive Handy bzw. Smartphone Nutzung - Sucht oder Teil der Jugendkultur und Identität?

Viele werden diese Szene kennen „Leg endlich das Ding weg!“ – Antwort: „gleich“ – derzeit wahrscheinlich einer der meistgebrauchtesten Sätze in Familien. Manchmal enden solche Szenen leider in gegenseitigen Vorwürfen, Streit und mitunter auch in Zerwürfnissen. Diese leidvollen Erfahrungen unter den Beteiligten können in weiterer Folge zu andauernden Disharmonien und noch mehr Rückzug innerhalb der Familie führen.

Der Kampf ums Smartphone, das endlich mal weggelegt werden sollte, beansprucht viel Raum und Zeit in der Familie. Die Eltern haben das Gefühl, dass ihre Kinder ständig abwesend sind, befürchten einen Kontrollverlust, da sie nicht genau wissen, was da digital eigentlich wirklich abläuft, oder befürchten sogar eine Suchtverhalten ihrer Kinder. Auch schulische Misserfolge werden als Ursache auf eine exzessive Smartphone Nutzung zurückgeführt. Die Kinder wiederum fühlen sich durch die oftmals vorwurfsvolle Kritik bezüglich des Handy-Nutzungsverhaltens in ihrer Autonomie eingeschränkt und empfinden es als mangelnden Vertrauensbeweis – die „uncoolen“ Eltern nerven sie, da sie ohnedies alles unter Kontrolle hätten. Das Smartphone ist nicht nur Kommunikationsmittel, sondern ein Teil der Jugendkultur – auch ein Medium zur Selbstdarstellung: Coole Cover und Hüllen, individuelle Klingeltöne vermitteln ein Stück weit Identität.

Den Satz „mein Kind ist Handy süchtig“ höre ich sehr oft im therapeutischen Alltag – Eltern machen sich einfach Sorgen um ihre Kinder.

Aber was ist Sucht? Wenn sich zwei Freunde an einem regnerischen Tag die Zeit mit mehreren Stunden Computerspielen vertreiben? Oder die Präsenz in sozialen Netzwerken wie zum Beispiel Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat, WhatsApp, führen ebenso zu vermehrter Smartphone Nutzung, da die Erreichbarkeit zur Angewohnheit geworden ist.

Gehen die jungen Menschen noch anderen Interessen bzw. Hobbys nach, werden regelmäßig soziale Aktivitäten unternommen und ein adäquater Freundeskreis vorhanden ist, kann man noch nicht von Sucht sprechen. Jedoch besteht die Gefahr, dass durch die ständige Präsenz in sozialen Netzwerken das Alleinsein verlernt wird. Die jungen Menschen halten sich am Smartphone fest und müssen nicht mehr über sich selber nachdenken.

Kritisch wird es, wenn sich die jungen Menschen aus der realen sozialen Welt zurückziehen, um dem exzessiven Computersielen bzw. der Smartphone Nutzung nachgehen zu können – Freunde, Familie, Schule, Beruf werden vernachlässigt, trotz der negativen Konsequenzen wird weitergespielt.

Auf Betreiben der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wurde die Computerspielsucht am 18. Juni 2018 offiziell als Krankheit „Gaming disorder“ in die 11. Auflage der „Internationalen Klassifikation von Krankheiten“ (ICD) aufgenommen.

Wie kann die Psychotherapie in solchen Situationen helfen? Es geht in der Psychotherapie auch darum, den Jugendlichen und Eltern diese Konfliktzustände bewusstzumachen und neue Handlungsalternativen, Rollen, im Umgang mit der Problematik zu entwickeln. Atmosphärische Störungen innerhalb der Familie können sich dadurch auflösen, damit sich der Raum für ein herzliches aufeinander zugehen wieder entfalten kann. In der Psychotherapie sollte auch ein vorliegendes Suchtpotential abgeklärt werden, das in weitere Folge auf Wunsch psychotherapeutisch behandelt werden kann.

Verwendete Literatur:

Yazdi, K. (2013). Junkies wie wir (3 Ausg.). Wien: Edition a.